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Steigende Tierversuchszahlen und kein Ausstiegsplan in Sicht

von Redaktion

Kurz vor Weihnachten veröffentlicht das Bundesministerium fĂŒr ErnĂ€hrung und Landwirtschaft jedes Jahr die Tierversuchszahlen fĂŒr das Vorjahr. Ein Geschenk sind sie nicht: Die Zahl der leidenden Tiere ist 2018 um fast 18.000 auf rund 2.8 Mio. gestiegen. Der Anstieg zeigt deutlich, dass ein Ausstiegskonzept aus dem Tierversuch ĂŒberfĂ€llig ist.

Im Jahr 2018 wurden 2.138.714 Tiere lebend in Versuchen eingesetzt, ungefĂ€hr 40.000 davon mehrfach. ZusĂ€tzlich wurden 686.352 Tiere getötet, um ihnen Gewebe oder Organe zu entnehmen, sodass 2018 rund 2,8 Mio. Tiere fĂŒr die Wissenschaft verbraucht wurden, 17.769 mehr als 2017. Dieser Anstieg macht nach Ansicht des Bundesverbandes Menschen fĂŒr Tierrechte deutlich, dass ein Ausstiegsplan nach dem niederlĂ€ndischen Konzept dringend notwendig ist und stringent verfolgt werden muss.

Maus ist immer noch „Versuchstier Nr.1“
Wie in den Vorjahren fĂŒhrt die Maus die Statistik mit 1.539.575 Tieren an. Das ist ein Anstieg von 12 Prozent gegenĂŒber 2017. Mittlerweile werden 72 Prozent aller Versuche mit MĂ€usen durchgefĂŒhrt. Rund 58 Prozent davon waren zudem gentechnisch verĂ€ndert. Das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr. An zweiter Stelle folgen die Ratten (222.811). Hier hat es erfreulicherweise einen RĂŒckgang um knapp 13 Prozent gegeben. Rund 4 Prozent der Ratten waren gentechnisch verĂ€ndert. Bei Fischen (192.040) gab es einen RĂŒckgang um 20 Prozent. Von ihnen waren rund 38 Prozent gentechnisch verĂ€ndert. MĂ€use (51 Prozent) und Fische (68,7 Prozent) leiden vor allem in der Grundlagenforschung, vornehmlich fĂŒr die Erforschung menschlicher Krankheiten. Die „Krebsmaus“ spielt noch immer eine große Rolle. MĂ€use werden zudem oft zur Erforschung des Nervensystems sowie des Immunsystems eingesetzt.

Ratten und Kaninchen leiden vor allem in gesetzlich vorgeschriebenen Tests
Ein FĂŒnftel aller MĂ€use dienten der Aufrechterhaltung genetisch verĂ€nderter Zuchten, was nach der neuen Statistik dokumentiert werden muss. Der Großteil der Ratten (68 Prozent) und fast alle Kaninchen (97,3 Prozent) wurden dagegen in gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen verwendet. Bei Ratten waren es vor allem Tests, um den Einfluss eines Arzneimittels auf den Organismus zu untersuchen sowie Langzeit- und Reproduktionstests. Dabei ist auffĂ€llig, dass zahlreiche Kaninchen noch immer bei QualitĂ€tskontrollen in der Pyrogentestung (6.291) und fĂŒr auf Blutbasis produzierte Produkte eingesetzt werden (66.363). MĂ€use und auch Ratten litten dagegen oft fĂŒr sogenannte Batchtests zur Kontrolle der Konzentration von Wirkstoffen.

Mehr Hunde in Giftigkeitstests
2018 wurden zudem deutlich mehr Hunde (ges. 3.979) gegenĂŒber dem Vorjahr verwendet. Über die HĂ€lfte (53 Prozent) litten in gesetzlich vorgeschriebenen Langzeit-Giftigkeitstests, um den Einfluss eines Arzneimittels auf den Organismus zu untersuchen sowie in der Routineproduktion. Ein Viertel der Hunde wurde in der angewandten Forschung zur Erforschung von Tiererkrankungen eingesetzt. Angestiegen sind außerdem die Versuche mit sogenannten Nutztieren wie Schweinen, Schafen, Ziegen und Rindern. Bei den Affen (Halbaffen und Altweltaffen) ist ein leichter RĂŒckgang um 5 Prozent zu verzeichnen. FĂŒr diese Versuche wurden 2.214 Javaneraffen aus dem außereuropĂ€ischen Ausland importiert. Sie litten zu 90 Prozent in gesetzlich vorgeschriebenen Tests, vor allem in Langzeitversuchen.

Keine Reduktion ersichtlich
„Trotz zahlreicher Bekenntnisse zu Ersatzverfahren zum Tierversuch ist nicht ersichtlich, dass auf eine Reduktion der Tierversuchszahlen hingearbeitet wird“, kritisiert Dr. Christiane Hohensee, wissenschaftliche Fachreferentin fĂŒr tierversuchsfreie Verfahren und Leiterin von InVitro+Jobs. Der Anstieg der Zahlen verdeutliche, dass die Bundesregierung noch immer kein Konzept fĂŒr einen Ausstieg aus dem Tierversuch habe. FĂŒr einen echten Systemwechsel fordert der Verband seit Jahren eine Gesamtkonzeption nach dem Vorbild der Niederlande. Er wird sich 2020 weiter aktiv fĂŒr einen Ausstiegsplan aus dem Tiereversuch einsetzen.

Der Tierrechtsverband hat eine Petition fĂŒr einen Masterplan fĂŒr den Ausstieg aus dem Tierversuch gestartet: www.change.org

Über:

Der Bundesverband Menschen fĂŒr Tierrechte setzt sich seit seiner GrĂŒndung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene fĂŒr die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kĂ€mpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsĂ€tzliche VerĂ€nderung des Mensch-Tier-VerhĂ€ltnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (frĂŒher Aachen) sind Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine StĂ€rke liegt im Zusammenwirken von SeriositĂ€t, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. DarĂŒber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Replace-Verfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs fĂŒr eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS fĂŒr eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die LehrplĂ€ne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder ĂŒber aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen fĂŒr Tierrechte ist seit seiner GrĂŒndung als gemeinnĂŒtzig und besonders förderungswĂŒrdig anerkannt. BeitrĂ€ge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

www.tierrechte.de

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