VIER PFOTEN im „schlimmsten Zoo der Welt“: Nothilfe-Team versorgt Wildtiere im Khan Younis-Zoo im Gazastreifen.
Die Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN hat auf den Hilferuf eines Zoos im Süden des Gazastreifens reagiert und ein Nothilfe-Team geschickt. Der desolate Khan Younis-Zoo hat alles andere als einen guten Ruf: Zahlreiche Tiere sind in den letzten Monaten verhungert. Von den Medien als „der schlimmste Zoo der Welt“ bezeichnet, kam er vor allem dadurch in Verruf, die verstorbenen Tiere auszustopfen und in den Gehegen zur Schau zu stellen. Die wenigen überlebenden Tiere haben kein Futter und kaum frisches Wasser, ganz zu schweigen von medizinischer Versorgung. Die Gehege sind voller Müll, die Tierpfleger können nicht mehr bezahlt werden.
Durch den nach wie vor anhaltenden Konflikt im Gazastreifen ist die Ein- und Ausreise äußerst schwierig. VIER PFOTEN bekam als einzige Tierschutzorganisation dafür eine offizielle behördliche Genehmigung. Die Stiftung war bereits mit mehreren Projekten im mittleren Osten aktiv. Im September 2014 führte VIER PFOTEN eine Notfall-Mission im schwer beschädigten Al-Bisan-Zoo im nördlichen Gazastreifen durch. Drei Löwen wurden damals in eine Rettungsstation nach Jordanien transferiert.
Dr. Amir Khalil, Tierarzt und Leiter des VIER PFOTEN Nothilfe-Teams:
„Dem Khan Younis-Zoo fehlt es an jeglichen finanziellen Mitteln. Die einzigen Großkatzen, die überlebt haben – eine Löwin und ein Tiger – sind auf engstem Raum eingepfercht und sehr ausgemergelt. Wir helfen nun direkt vor Ort: mit Futterlieferungen für die nächsten drei Monate und rascher medizinischer Versorgung. Das Futter muss wöchentlich geliefert werden, da es vor Ort keine Kühlmöglichkeit gibt.“
Dr. Khalil und seine Helfer konnten bereits einen Pavian und ein Lama behandeln, das unter starkem Parasitenbefall leidet. Die Löwin Lasis hat mit einer Ohreninfektion zu kämpfen, auch sie wurde medizinisch versorgt. Ein Hund sowie mehrere Katzen, die auf dem Areal leben, wurden geimpft. Unterstützung für den Nothilfe-Einsatz kommt, wie bereits bei der Nothilfe-Mission im letzten Herbst, von der französischen Tierschutzorganisation 30 millions d’amis.
Ziyad Oweida, Manager des Khan Younis-Zoos:
„Wir sind sehr erleichtert, dass uns VIER PFOTEN vor Ort unterstützt. Es gab viel Medienrummel, aber wirklich geholfen hat uns bis dahin niemand.“
Tiere wurden in den Gazastreifen geschmuggelt
Obwohl der Gazastreifen klein ist, gibt es hier rund 40 Großkatzen. Der Schmuggel mit exotischen Tieren ist ein großes Problem. „Wir haben erfahren, dass die beiden Großkatzen im Khan Younis-Zoo von Ägypten aufwendig in den Gazastreifen geschmuggelt wurden – als Babys durch die unterirdischen Tunnelsysteme“, berichtet Dr. Amir Khalil, der schon zahlreiche Tierhilfe-Einsätze im Nahen Osten leitete. Bei den militärischen Auseinandersetzungen des letzten Jahres wurden die Tunnel von der ägyptischen Armee zerstört.
VIER PFOTEN hilft im Nahen Osten
In Ägypten und Jordanien hat VIER PFOTEN in Kooperation mit der Princess Alia Foundation bereits mehrere Hilfsprogramme für Streunerhunde durchgeführt. Derzeit bauen die beiden Organisationen in einer Kooperation im Norden Jordaniens ein neues Schutzzentrum für Wildtiere: das „Al Ma’wa for Nature & Wildlife“. Bald werden dort Großkatzen und andere Wildtiere aus schlechter Haltung oder illegalem Handel ein schönes Zuhause erhalten. https://www.vier-pfoten.de/projekte/grosskatzen/al-mawa/
Fotos: VIER PFOTEN I 2015