Die Früchte des Sommers für den Winter bewahren
Ein Dörrgerät – brauchen wir das?
Meist wird ein Dörrgerät mit rein rohköstlicher Ernährung assoziiert. Das ist schade, denn es kann weitaus mehr. Grundsätzlich sollte eine Ernährungsform individuell bleiben dürfen, ob rohköstlich oder eine andere Form. Für Menschen, die sich für eine gesunde und bewusste Ernährung entscheiden, ist allerdings eine rein pflanzliche Ernährung empfehlenswert. Doch ganz gleich wie wir uns ernähren möchten – ein Dörrgerät kann uns allen ein wertvoller Helfer sein. Mit ihm lässt sich im Rhythmus der Natur vom Frühjahr bis zum frühen Winter hinein alles dörren und bewahren, was uns Mutter Erde auf den Gabentisch legt. Es beschenkt uns auf diese Weise das ganze Jahr über mit lebendiger Nahrung. Zudem entdecken wir neben dem einfachen Haltbarmachen von Obst und Gemüse eine ganz neue Welt voller überraschender Köstlichkeiten.
Zur Geschichte des Dörrens
Dörren ist vermutlich die älteste und effektivste Konservierungsmethode überhaupt. Viele Jahrhunderte lang war das Konservieren mit Hilfe der Sonne die einzige Möglichkeit Lebensmittel für einen größeren Zeitraum haltbar zu machen. Es gab keinen Supermarkt, in welchem Obst- und Gemüsekonserven zu jeder Jahreszeit erhältlich waren. Es musste vorgesorgt werden. Ähnlich dem Backhäuschen gab es daher im ländlichen Raum auch ein „Dörrhäuschen“. Dort wurde vornehmlich das Obst nach der alten Tradition des Dörrens haltbar gemacht. Dieser alte Brauch war früher überlebensnotwendig. Auch heute erfreuen wir uns an dem Zauber von getrockneten Früchten, der von einem malerisch anmutenden Verkaufsstand aus fernem Lande ausgeht. Mögen wir die Kenntnisse alter Überlieferungen aus früheren Zeiten dankbar nutzen und aus den erhalten gebliebenen Bräuchen lernen, wie wir für den Winter Vorsorge treffen können. „Winter“ kann hier durchaus als Metapher gesehen werden. Es ist allemal gut, sich auf einen „Winter“ vorzubereiten.
Der Kluge Mann baut vor – ebenso die kluge Frau
Was wir uns zunächst gut vorstellen können sind die klassischen getrockneten Apfelringe, die im Handel erhältlich sind. Sie sind i.d.R. leider nur denaturiertes Trockenobst, welches zudem mit hohen Temperaturen und Chemikalien behandelt wurde. Selbst bei Bio-Produkten ist man sich der Denaturierung durch zu hohe Temperaturen nicht bewusst. Auch der hohe Preis für wenige Gramm Obst spricht dafür, dass wir das Trocknen selbst in die Hand nehmen. Das macht uns darüber hinaus frei von den Angeboten des Einzelhandels. Mit einem Dörrgerät können wir Lebensmittel bei einer Temperatur unter 41 ° C ganz einfach ohne chemische Zusatzstoffe innerhalb weniger Stunden haltbar machen, ohne deren Vitamine, Enzyme und Nährstoffe zu zerstören. Auf diese Weise getrocknete Lebensmittel bleiben daher nicht nur schmackhaft, sondern sind sehr gesund und überwiegend basisch. Das Dörrgut hält sich in der Regel mindestens ein Jahr lang und bleibt intensiv im Geschmack.
Bei den uns bekannten klassischen Konservierungsmethoden, wie Einkochen oder Einfrieren, gehen die meisten Nährstoffe und Mineralstoffe verloren. Einkochen ist ausserdem sehr aufwändig und bei Stromausfall kann die ganze Ernte, welche durch Einfrieren konserviert wurde, mit einem Mal wertlos sein. Was in der Erntesaison an Obst und Gemüse nicht frisch gegessen werden kann, wird durch die schonende Trocknung in einem Dörrgerät ohne mögliche Pannen für viele Monate haltbar gemacht (wer keinen eigenen Garten hat, kann ja auch gekauftes Obst und Gemüse aus dem Bioladen verwenden).
Kurz gesagt – wir können mit einem Dörrgerät im Rhythmus der Natur vom Frühjahr bis zum frühen Winter hinein alles dörren, was uns Mutter Erde auf den Gabentisch legt. Angefangen von den Früchten des Waldes, wie Heidelbeeren, Preiselbeeren, Schlehdorn und Pilzen, bis hin zum Obst und Gemüse aus unserem Garten. Das eigene Kräutersalz oder die selbstgemachte Gemüsebrühe können eine Offenbarung sein, denn jetzt wissen wir endlich, was wirklich drin ist (getrocknete Kräuter können ja hernach auch gemahlen werden!). Wildkräuter sind bekanntlich um ein Vielfaches nahrhafter als unsere Kulturpflanzen und haben die verschiedensten Heilwirkungen. Da liegt eine kleine Heilkräuter-Hausapotheke nicht fern. Für unsere geliebte Pizza können wir den Teig zunächst im Dörrgerät gehen lassen, um die Pizza dann im Dörrgerät auf eine gesunde Art fertigzustellen. Gesunde Gemüse-Kräcker – ein Gaumengenuss für unterwegs und auf Wanderschaft. Jeder von uns kennt die mit Kuvertüre überzogenen köstlichen Trockenfrüchte. Lecker! Auch im Winter brauchen wir auf die Köstlichkeiten der Natur für den beliebten Smoothie nicht zu verzichten. Eine ultimativ herrliche Bereicherung bietet ein Dörrgerät natürlich in der Gourmetküche. Das sind nur einige Anwendungsbereiche für ein Dörrgerät. Es ist hier nicht möglich sie alle zu nennen. Wir können jedoch sagen, viele gute Gründe sprechen für die Anschaffung eines Dörrgerätes.
Eine kleine Gebrauchsanweisung
Dörrgeräte sind einfach zu bedienen und arbeiten für uns, währenddessen wir uns etwas anderem zuwenden können. Deswegen ist ein Gerät mit eingebautem Timer empfehlenswert. Nachdem das Trockengut gewaschen ist, wird es in gleichmässig dicke Scheiben geschnitten. Ca. 5 mm Stärke haben sich bewährt. Aprikosen, Nektarinen, usw., da genügt es, sie zu vierteln oder zu halbieren. Schalen können jeweils ruhig dran belieben. Breiige Massen (Rohkostkräcker) sind zusätzlich auf Backpapier zu legen. Letztlich zählen die Erfahrungswerte, auch was die Trockendauer anbelangt. Die Größe des Gerätes sollte nicht zu klein gewählt werden, da das Trockengut jeweils in einer Schicht breit ausgelegt wird und die Einschübe relativ schnell belegt sind (9 Einschübe sind durchaus auch für einen Singlehaushalt effektiv). Das Dörrgut wird anschliessend z.B. in Gläser mit Schraubdeckeln, geschützt vor Feuchtigkeit, kühl und in trockenen Räumen bei 10° C bis 15° C aufbewahrt. Die vielen Gläser, die wir sowieso im Hause haben, und „nie“ die Zeit finden sie zu entsorgen, erfüllen jetzt einen guten Zweck. Alles in allem ist es bei der Verwendung eines Dörrgerätes quasi unmöglich etwas falsch zu machen. Ein wenig Umdenken und schon möchten wir das Dörrgerät in unserem Alltag nicht mehr missen.
Fazit:
Für eine bewusste und gesunde Ernährung ist ein Dörrgerät das ganze Jahr unser bester Helfer
Das ganze Jahr, auch im Winter, schenkt uns das Dörren unter 41° C lebendige Lebensmittel, die wir zu jeder Zeit verwenden und weiter verarbeiten können (andere Temperaturen sind natürlich auch möglich, jedoch ohne den Anspruch von Rohkostqualität).
Zum Schluss eine kleine philosophische Betrachtung
Bewusste, gesunde und tierleidfreie Ernährung ist Teil der Verantwortung sich selbst gegenüber. Erhält unser Körper gesunde lebendige Nahrung, was mit dem Dörren zusätzlich (auch im Winter) möglich ist, gesundet der Mensch als Ganzes. Wir sorgen für Harmonie von Seele, Körper und Geist. Dies kommt nicht nur uns, sondern auch dem Umfeld zugute. Sei es der ökologische Fußabdruck, den wir hinterlassen, oder der liebevolle Umgang miteinander, der durch das „Sich-Gut-Fühlen“ entstehen kann. Letztlich entsteht durch lebendige Nahrung mehr Bewusstheit, die in Liebe, Achtsamkeit und Dankbarkeit gegenüber allem Lebendigen mündet, gegenüber den Menschen, den Pflanzen und Tieren.
A.d.R.: Dieser Beitrag gibt nur einen sehr kurzen Einblick in die Welt des Dörrens. Weitergehende Informationen wollen Sie bitte entsprechender Fachliteratur entnehmen. Auf die Vorteile eines Dörrgerätes in Verbindung mit einem Hochleistungsmixer oder auf das „Solartrocknen“ wurde beispielsweise nicht eingegangen.
Quellen:
Keimling, Fit mit Vegan- & Rohkost, Bedienungsanleitung des Excalibur;
Claudia Lorenz-Ladener, Hrsg., Trocknen und Dörren mit der Sonne, Verlag ökobuch;
Dr. Markus Strauß, Natur & Genuss, Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen, Verlag H Hädecke
Autor: Maria Luise Bätz
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Fotos:
Brennessel: Diese völlig zu Unrecht vernachlässigte Heilpflanze ist ausserordentlich reich an Mineralstoffen und Vitaminen, reich an Enzymen, blutbildend, reinigend und basisch; Getrocknet gut geeignet für einen Heiltee oder als Zugabe in den Smoothie
Giersch: „Wartet auf den Winter“, Giersch, der Alptraum des „gewissenhaften“ Gärtners, hat eine unverwüstliche Lebenskraft, die wir in uns aufnehmen können