Hamburg, 15. Dezember 2021
Alle Jahre wieder entdecken die Deutschen rund um Weihnachten ihre Leidenschaft fĂŒr GĂ€nsefleisch wieder. FĂŒr Millionen von GĂ€nsen bedeutet dies den Tod und nicht selten extreme Qualen. Wer auf keinen Fall auf den GĂ€nsebraten zum Fest der Liebe verzichten, aber immerhin das Tierleid minimieren möchte, sollte ein paar Dinge beachten. VIER PFOTEN informiert Verbraucher:innen darĂŒber, welche Regeln diese beim Einkauf beherzigen sollten.
Allein im Jahr 2020 importierte Deutschland 19.600 Tonnen GĂ€nsefleisch aus dem Ausland, vorwiegend aus Ungarn und Polen â aus Deutschland kamen lediglich 4.700 Tonnen. Der Selbstversorgungsgrad Deutschlands bei GĂ€nsefleisch betrug in dem Jahr 2020 gerade einmal 19,5 Prozent. Vier FĂŒnftel der hier verzehrten GĂ€nse kamen also nicht aus Deutschland. Was auf den ersten Blick nur Zahlen sind, ist auf den zweiten Blick ein Tierschutzproblem: Denn in vielen LĂ€ndern werden GĂ€nse nach wie vor gestopft, illegal lebend gerupft und in Intensivmast gehalten. Produkte aus Frankreich, Belgien, Spanien, Bulgarien und Ungarn können unter tierquĂ€lerischen Bedingungen erzeugt worden sein, denn in diesen LĂ€ndern ist die Zwangsmast zur Stopfleberproduktion noch erlaubt â ebenso wie in vielen Nicht-EU Staaten.
Problem: Billiggans aus Intensivmast
Ein GroĂteil der GĂ€nse aus dem Ausland wird in Intensivmast gehalten, das heiĂt: groĂe BestĂ€nde, kĂŒrzere Mastperioden, hochkonzentriertes und zum Teil gentechnisch verĂ€ndertes Futter und kein Badezugang. GĂ€nse sind aber Wasservögel und brauchen das Wasser etwa zur Gefiederpflege. Oft werden diese Billig-GĂ€nse unter dem Handelsnamen âHafermastgansâ vertrieben. Und selbst, wenn in Deutschland eine relativ artgemĂ€Ăe Weide- und Freilandhaltung mit mehr Auslauf und lĂ€ngeren und schonenderen Mastzeiten gĂ€ngig ist, haben auch diese Tiere meist keinen Zugang zu Wasser zum Baden.
In der Regel gilt: Je billiger das Fleisch, umso schlechter fĂŒr die Tiere
âAuch wenn die Preise dieses Jahr angezogen haben: HafermastgĂ€nse werden noch immer viel zu billig verscherbelt, eine Verbesserung der Tierhaltung ist bei solchen Preisen unmöglich. Wer beim Kauf von GĂ€nsefleisch denkt, sparen zu mĂŒssen, kann nahezu sicher sein, dass dieses aus problematischer Intensivmast stammt. FĂŒr FreilandgĂ€nse sollten Verbraucherinnen und Verbraucher je Kilo in der Regel mit mindestens 15 bis 20 Euro rechnen â aber auch hier sind die Preise nach oben geklettert. Bei Bio-GĂ€nsen fallen circa 25 Euro pro Kilo an. Trotzdem sagt der Preis allein nichts ĂŒber die Haltungsbedingungen aus, daher sollte man zusĂ€tzlich auf verlĂ€ssliche Siegel wie âAuslaufhaltungâ, âFreilandhaltungâ, âWeideganshaltungâ oder das Bio-Siegel sowie auf das Herkunftsland, am besten Deutschland, achtenâ, so Martin Rittershofen, Kampagnenverantwortlicher fĂŒr Nutztiere bei VIER PFOTEN.
Empfehlung von VIER PFOTEN: fleischfrei am tierfreundlichsten
VIER PFOTEN appelliert an Verbraucher:innen, im Zweifelsfall auf GĂ€nsefleisch zu verzichten, wenn die Produktionswege nicht nachvollzogen werden können. Aus Tierschutzsicht ist es generell am besten, kein GĂ€nsefleisch zu konsumieren. Wenn es jedoch unbedingt der GĂ€nsebraten sein muss, rĂ€t VIER PFOTEN zu einer Bio-Weidegans aus regionaler Haltung. Bei der Biohaltung ist die FĂŒtterung garantiert ohne RĂŒckstĂ€nde von Pflanzenschutzmitteln und ohne gentechnisch verĂ€nderte Pflanzen. VerlĂ€ssliche Labels sind auch âAuslaufhaltungâ, âFreilandhaltungâ oder âWeideganshaltungâ.
Bewusstes Informieren kann Tierqual minimieren
Die groĂen deutschen SupermĂ€rkte verpflichten sich öffentlichkeitswirksam, kein GĂ€nsefleisch aus Stopfmast oder Lebendrupf anzubieten. Dennoch sollten Verbraucher:innen beim Einkauf vorsichtig sein: VIER PFOTEN appelliert an die Konsument:innen, sich hier genau nach der Herkunft des GĂ€nsefleisches zu erkundigen. Besonders aufmerksam sollten Verbraucher:innen beim AuĂer-Haus-Verkauf der Gastronomie, der Nutzung von Bringdiensten und beim Besuch im Restaurant sein. Denn hier besteht fĂŒr die Anbieter keine Kennzeichnungspflicht gegenĂŒber ihren Kund:innen.
Hintergrund: Kauf von BilligweihnachtsgÀnsen kann GÀnsestopfmast fördern
Obwohl die Produktion von Stopfleber in Deutschland gesetzlich verboten ist, steht die sogenannte GĂ€nsestopfleber (Foie Gras) auch hierzulande noch auf den Speisekarten einiger Restaurants. Dabei ist sie eine einzige Tierqual: Bei der GĂ€nsestopfmast werden den GĂ€nsen mehrmals tĂ€glich lange Metallrohre mit Gewalt in den Hals gerammt. Diese brutale ZwangsernĂ€hrung mit einem Brei aus Mais fĂŒhrt zu einem krankhaften Wachstum der Leber auf das Zehnfache der LebergröĂe einer Biogans.
StopfgĂ€nse könnten unter anderem deswegen so gĂŒnstig sein, weil sie von einigen MĂ€stern doppelt verwendet werden: So verkaufen einige MĂ€ster nicht nur die Foie Gras, sondern auch den Rest des Tieres â etwa als Weihnachtsgans ohne Innereien. Da das Fleisch von StopfgĂ€nsen durch den Verkauf der Fettlebern mitunter mitfinanziert wird, kann dieses dann auch deutlich gĂŒnstiger angeboten werden. Ein Kilogramm GĂ€nsefleisch im Discounter kostet nur wenige Euro â ein Kilogramm GĂ€nsefleisch aus kontrollierter und zertifizierter Haltung kostet leicht das Zehnfache.
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