06.01.2025
Fleischalternativen sind zu teuer, zu ungesund, zu künstlich – oder? Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Universität Oxford räumt mit Vorurteilen auf. Hülsenfrüchte und Tempeh schneiden am besten ab. Aber auch Veggie-Burger sind besser als Fleisch vom Tier.
Gerade jetzt im Veganuary, dem veganen Aktionsmonat, stehen Sojaschnitzel, Hafermilch & Co. wieder im Rampenlicht. Alles aus dem Chemiebaukasten und nur Abzocke, warnen Kritiker. Aber stimmt das? Und was bringt es tatsächlich, pflanzliche Alternativen anstelle von Fleisch zu essen – für die Gesundheit, die Umwelt, den Geldbeutel? Das haben Wissenschaftler der Universität Oxford nun berechnet und die Ergebnisse im Fachmagazin PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht.
Das Forscherteam verglich 24 Fleisch- und Milchalternativen sowohl mit ihren tierischen Pendants als auch mit den unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmitteln, aus denen sie hergestellt werden. Berücksichtigt wurden gesundheitliche, ökologische und wirtschaftliche Kriterien. Das Fazit: Pflanzliche Alternativen bieten vielfältige Vorteile. Besonders überzeugen unverarbeitete Hülsenfrüchte wie Sojabohnen, Erbsen und Bohnen. Doch auch Tempeh – ein traditionell fermentiertes Sojaprodukt – schnitt als gute Fleischalternative ab.
Tempeh, die pflanzliche Wollmilchsau
Hergestellt aus ganzen Sojabohnen, ist Tempeh reich an Protein und Mineralstoffen. Er enthält 20 Prozent mehr Ballaststoffe und bis zu 41 Prozent weniger gesättigte Fettsäuren als Rindfleisch. Das bringt laut der Studie langfristig gesundheitliche Vorteile – und senkt das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Krebs um 5 bis 6 Prozent. Fleisch hingegen erhöht diese Risiken um 2 bis 5 Prozent.
Auch in der Umweltbilanz ĂĽberzeugt Tempeh. Die Herstellung verursacht nur 5 bis 6 Prozent der Treibhausgasemissionen von Rindfleisch, verbraucht 96 bis 97 Prozent weniger Land und 93 bis 94 Prozent weniger Wasser. Tempeh ist darĂĽber hinaus im Schnitt 20 Prozent gĂĽnstiger als Rindfleisch und ein Drittel preiswerter als stark verarbeitete Alternativen wie Veggie-Burger.
Veggie-Burger besser als ihr Ruf
„Tempeh bietet eine unschlagbare Kombination aus Nährstoffen, Nachhaltigkeit und Geschmack“, sagt Dr. Driando Ahnan. Der aus Indonesien, der Heimat von Tempeh, stammende Ernährungswissenschaftler hat in London die Firma Better Nature gegründet. „Unser Ziel ist es, Tempeh für jeden erschwinglich und zugänglich zu machen – und so zur Lösung unserer drängendsten Umwelt- und Ernährungsprobleme beizutragen.“ In Deutschland gibt es Tempeh dank Better Nature nun auch in herkömmlichen Supermärkten, nicht mehr nur wie früher in Bioläden oder Asiamärkten.
Schlechter als Tempeh und Hülsenfrüchte pur schnitten verarbeitete Produkte wie Veggie-Burger und pflanzliche Milchalternativen ab. Sie sind im Schnitt zehn Prozent teurer als tierische Produkte, bieten aber ansonsten erhebliche Vorteile: Auch sie senken das Risiko für chronische Krankheiten und wirken sich deutlich weniger schädlich auf die Umwelt aus.
 Schlusslicht Rindfleisch
Die Oxford-Studie zeigt: Fleisch- und Milchalternativen sind besser für die Gesundheit, die Umwelt und den Geldbeutel. Unverarbeitete Produkte wie Bohnen, Erbsen und Sojabohnen sind Spitzenreiter. Doch auch minimal verarbeitete Alternativen überzeugen, allen voran Tempeh – mit insgesamt 82 von 100 möglichen Punkten.
Zum Vergleich: Rindfleisch erzielte im Ranking nur 13 Punkte, insbesondere aufgrund seiner hohen Umweltbelastung und der negativen gesundheitlichen Effekte. Schwein und Geflügel erzielten 46 bis 59 Punkte, lagen jedoch deutlich hinter pflanzlichen Alternativen.