Die neuesten nach Bundesländern aufgeschlüsselten Versuchstierzahlen für 2019, die der Deutsche Tierschutzbund auf Anfrage vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erhalten hat, zeigen: Bayern hat mit 572.462 die bisher höchste Zahl an Versuchstieren für ein einzelnes Bundesland „verbraucht“. Damit verdrängt der Freistaat auch den bisherigen traurigen Spitzenreiter Baden-Württemberg – mit 498.471 Tieren – auf Platz zwei. Es folgt Nordrhein-Westfalen mit 430.162 Tieren. Im Hinblick auf den Pro-Kopf-„Verbrauch“ liegt Hamburg erneut vorne, gefolgt von Berlin und Hessen.
„Bund und Länder scheitern erneut krachend an dem Ziel, die Zahl der Versuchstiere zu verringern. Obwohl von den Verantwortlichen in Politik und Forschung öffentlich vielfach darauf verwiesen wird, dass ausreichend Anstrengungen unternommen würden, um Tierversuche zu reduzieren und zu ersetzen, spiegelt sich dies in kaum einem Bundesland in den Statistiken wider. Ein Armutszeugnis“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Aus Sicht der Tierschützer kann eine Reduzierung der Zahlen nur dann gelingen, wenn massiv in die Förderung und Entwicklung von tierversuchsfreien Methoden investiert wird. Der Löwenanteil der Forschungsgelder fließe aber nach wie vor unreflektiert in Tierversuche; mittel- bis langfristige Maßnahmen zum Ausstieg fehlten, kritisiert der Verband. In acht Bundesländern stieg die Zahl der Tiere im Vergleich zum Vorjahr sogar an. Deutschlandweit wurden 2019 insgesamt 2.902.348 Tiere für wissenschaftliche Zwecke verwendet – das waren 77.282 Tiere mehr als im Jahr 2018.
Anstieg von Primaten in Tierversuchen in Niedersachsen
Dass Bayern sich 2019 an die Spitze der Versuchstierstatistik katapultierte, liegt vor allem an 143.834 Fischen, die für Versuche zu Arterhaltungs- und Umweltschutzzwecken verwendet wurden. Bayern ist auch erneut das einzige Bundesland, das Paviane in Tierversuchen nutzte. Über die Hälfte (55 %) der bundesweit 3.443 Primaten kam jedoch in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz. Aber vor allem in Niedersachsen, wo zuletzt das Tierversuchslabor LPT Mienenbüttel immer wieder in der Kritik stand, stieg die Zahl der verwendeten Primaten im Vergleich zum Vorjahr (864 Tiere) stark an auf 1.347 Tiere. Auch der Großteil (45 %) aller Katzen wurde in Niedersachsen „verbraucht“.
Hamburg mit höchstem Pro-Kopf-„Verbrauch“
Beim „Verbrauch“ der Tiere gemessen an der Einwohnerzahl bleibt Hamburg an der Spitze der Bundesländer. Die Hansestadt kommt beim Pro-Kopf-Verbrauch sogar auf fast doppelt so viele Tiere je Einwohner wie Berlin, das an zweiter Stelle liegt. Auf Platz 3 folgt Hessen, das mit 47.091 Kaninchen für knapp die Hälfte der 94.679 bundesweit verwendeten Kaninchen verantwortlich ist.